Erschienen im Köpenicker Jahrbuch 2008
Vieles ist bei Böckmanns Werdegang und Werk außergewöhnlich, Spiegelbild des zu Ende gegangenen Saeculums europäischer, vornehmlich deutsch-deutscher Geschichte.
Die Mutter – Exilrussin – entstammte großbürgerlichem Hause, der Vater schwedischem Adel.
Den sorglosen Teil seiner Kindheit verbringt er auf dem Landgut seines Großvaters, der – welch glückliche Fügung – Kunstmaler ist und sehr bald die bildnerischen Fähigkeiten des Enkels erkennt und intensiv fördert. Es folgen anstrengende, aber glückliche Jahre auf einer kleinen Privatschule mit einem damals fast einmaligen Profil, einer Mischung aus zwei Vertiefungsrichtungen: Naturwissenschaften und Kunst.
Ein erstes Ergebnis dieser intensiven Ausbildung war die Ausstellung seiner Arbeiten (er war gerade mal 12 Jahre alt) in einer Sonderausstellung der Königlich-Schwedischen Akademie der Schönen Künste.
Durch Krankheit und späteren Tod der Mutter kehrt er nach Jahren zurück in das zerrissene Nachkriegsdeutschland und bleibt in dem kleineren deutschen Land hinter der Mauer stecken, wird, den Zeitläufen geschuldet, Deutscher. Auf sich allein gestellt, erlernt er mehrere Metallberufe, absolviert ein Studium zum Dipl.-Ing. für Maschinenbau und erwirbt ein weiteres Diplom für Sprachen. Nebenher hört er Vorlesungen über Kunstgeschichte und Philosophie.
All diese Tätigkeiten, die Hinwendung zu den Naturwissenschaften, zur Mathematik, die zunächst kunstfremd scheinen, erweitern essentiell seinen geistigen Horizont, entwickeln seine Fähigkeiten, seine Kreativität, seine Menschenkenntnis und retten ihn letztlich vor dem sogenannten „Elfenbeinturm - Syndrom“ - dieser Resignation, die sich nischenartig Ende der 70er Jahre in der DDR breit machte.
Nein, davon war bei Böckmann keine Spur. Die verschiedenen Tätigkeiten sind wichtige Erfahrungen seines facettenreichen Lebens. Sie helfen ihm, sich über seine Berufung zur Kunst klar zu werden, bereiten ihn vor auf seine spätere freiberufliche Arbeit als Maler und Bildhauer, denn ungeachtet der existenziellen Broterwerbszwänge wagt er 1988 diesen entscheidenden Schritt in die Selbständigkeit.
Die Freundschaft zu Künstlern wie Heinrich Kilger, Kurt Tuma, Paul Rutz und Ernst Löber half ihm in den Jahren der Vorbereitung zu diesem Schritt. Sie gaben ihm Rat, fördernde Kritik und Selbstsicherheit.
Ab jetzt geht er seinen individuell – einzigartigen künstlerischen Weg, unabhängig von Kunsttendenzen und -strömungen.
In der Plastik ist er Maler, der auf farbige Akzente und materialcollageartige Elemente nicht verzichten will, in der Malerei ist er Bildhauer, der die Plastizität der Form im Bild dominieren lässt. Seiner oft eingesetzten Linie wegen bekommt er von Mitstreitern und Freunden den Spitznamen SINUS.
Im Milleniumsjahr 2000 wird daraus seine vielfrequentierte Internetpräsenz:
www.sinusart-berlin.de und www.sinusart-berlin.com
Böckmanns Malerei und Holzplastik hat nichts Alltägliches. Sie bezaubert durch subtile Poesie, offene Lebensfreude und stille Ästhetik. Sie ist schwärmerische Flüchtigkeit, Eleganz der Linie und vor allem Farbe. Er liebt das Spiel auf der Klaviatur der Farben und Lichter. Die glückliche Synthese von Acrylfarben und eingesetzten Pigmenten erlaubt eine leuchtende Farbigkeit, Sattheit und Tiefe des Kolorits. Aus seiner Liebe zum Licht entstehen endlose Schattierungen, Giftgrün und Kobaltblau werden ohne Widerstreit zum tragenden Element der Bildkomposition und zum faszinierenden Ausdrucksmittel des Spiels von Form und Rhythmus. Manchmal erinnern seine Farben an die Palette eines Franz Marc oder August Macke.
Seine Motive sind vielfach das Feminine selbst. Fremdfarbige Akte, Elemente des weiblichen Aktes sind in eine lichtdurchflutete Landschaft integriert, nein, sie sind die Landschaft selbst!
SINUS, das Pseudonym, oder besser das Logo des Künstlers gibt damit auch ein wenig von seiner Metaphorik preis. Der Ingenieur und Maler lässt die Konkretheit von Landschaft auf ihren unendlich schwingenden Grundlinien, Kehlungen und endmoränenartigen Hügelungen erkennen, aber er löst sie in kurvig fließende Farbfahnen und Formen auf.
Die gesehene Wirklichkeit erfährt durch seine Hand eine verfremdende Abstraktion und wird zur quasi sinnlich femininen Landschaft. An die Stelle des Authentischen tritt mitunter eine das ästhetische Moment überhöhende, zeitlose Verallgemeinerung. In einigen Arbeiten zeigt er eine fast mathematische Strenge der Komposition.
SINUS Bilder lassen surreale, imaginäre, manchmal auch unheimliche Assoziationen entstehen, mal aufwühlend, mal schön und zuweilen etwas melancholisch. Aber auch sehr Zeitkritisches findet sich bei ihm. So hat er sich malerisch intensiv mit dem 11. September und dessen Ursachen und Auswirkungen auseinandergesetzt, auch wenn er nach der Wende eigentlich nichts „Zeitkritisches“ wie er sagt, mehr malen wollte.
Die arkadische Verträumtheit des „Katalanischen Sonntags“ – eines großformatigen Acrylbildes, reißt plötzlich auf und wandelt sich zur aufschreckenden „apokalyptischen“ Vorahnung eines unheilvollen Kampfes zwischen der Kraft der Schöpfung und blinder satanischer Zerstörung.
Auf seinen vielen Reisen beweist SINUS mit seinen Reiseskizzen nicht nur sein Können im schnellen Reiseaquarell, sondern auch seine Meisterschaft in der Pastelltechnik. Er findet die stillen Momente fernab allen Touristenattraktionen und fängt das tief Erlebte mit schnellem Strich ein. Er sagt, dies seien ganz eigene Sternstunden.
Den Bildhauer SINUS zeichnet ein sehr sensibles Verhältnis zum Holz aus. Er sammelt nicht nur sehr alte Werkzeuge für die Holzbearbeitung, er nutzt sie auch, eben für alte Techniken im Werkprozess. Ein Freund der Kettensäge ist er wohl nicht.
Seine Objekte, oft stille Säulen, in denen er liebevoll dem Wuchs, der Struktur aus Maserung und Unregelmäßigkeiten nachspürt, behalten die statuarische Form des Baumes bei. Indem er mitunter das von der Natur Vorgegebene nur betont, vertieft und mit sparsamer farblicher Akzentuierung versieht, gelingt es ihm, das eigene kopfgesteuerte Wollen zu verdrängen und wie in seiner Malerei etwas zu schaffen, das nur das Gefühl im Betrachter wecken soll und nicht den stets residenten Verstand.
Fragt man ihn nach seinen Gedanken zu tagespolitischen Dingen, winkt er nur ärgerlich ab. Nach seinem letzten größeren Auftrag befragt, antwortet er schon freundlicher und erzählt, wie er zwei riesige Wandbilder für Kanzlerin Merkels Europaratspräsidentschaft in Brüssel ausgeführt hat - jedes etwa 17qm - Acrylmischtechnik auf grober Leinwand.
Sieht man ihn neben seiner Frau sitzen, spürt man, dass sie nicht nur unverzichtbare Muse, sondern auch Glücksbringerin ist ...
Dr. Swoboda Jähne,
Kunsthistorikerin
Über: Harry T. Böckmann, genannt SINUS
Vieles ist bei Böckmanns Werdegang und Werk außergewöhnlich, Spiegelbild des zu Ende gegangenen Saeculums europäischer, vornehmlich deutsch-deutscher Geschichte.
Die Mutter – Exilrussin – entstammte großbürgerlichem Hause, der Vater schwedischem Adel.
Den sorglosen Teil seiner Kindheit verbringt er auf dem Landgut seines Großvaters, der – welch glückliche Fügung – Kunstmaler ist und sehr bald die bildnerischen Fähigkeiten des Enkels erkennt und intensiv fördert. Es folgen anstrengende, aber glückliche Jahre auf einer kleinen Privatschule mit einem damals fast einmaligen Profil, einer Mischung aus zwei Vertiefungsrichtungen: Naturwissenschaften und Kunst.
Ein erstes Ergebnis dieser intensiven Ausbildung war die Ausstellung seiner Arbeiten (er war gerade mal 12 Jahre alt) in einer Sonderausstellung der Königlich-Schwedischen Akademie der Schönen Künste.
Durch Krankheit und späteren Tod der Mutter kehrt er nach Jahren zurück in das zerrissene Nachkriegsdeutschland und bleibt in dem kleineren deutschen Land hinter der Mauer stecken, wird, den Zeitläufen geschuldet, Deutscher. Auf sich allein gestellt, erlernt er mehrere Metallberufe, absolviert ein Studium zum Dipl.-Ing. für Maschinenbau und erwirbt ein weiteres Diplom für Sprachen. Nebenher hört er Vorlesungen über Kunstgeschichte und Philosophie.
All diese Tätigkeiten, die Hinwendung zu den Naturwissenschaften, zur Mathematik, die zunächst kunstfremd scheinen, erweitern essentiell seinen geistigen Horizont, entwickeln seine Fähigkeiten, seine Kreativität, seine Menschenkenntnis und retten ihn letztlich vor dem sogenannten „Elfenbeinturm - Syndrom“ - dieser Resignation, die sich nischenartig Ende der 70er Jahre in der DDR breit machte.
Nein, davon war bei Böckmann keine Spur. Die verschiedenen Tätigkeiten sind wichtige Erfahrungen seines facettenreichen Lebens. Sie helfen ihm, sich über seine Berufung zur Kunst klar zu werden, bereiten ihn vor auf seine spätere freiberufliche Arbeit als Maler und Bildhauer, denn ungeachtet der existenziellen Broterwerbszwänge wagt er 1988 diesen entscheidenden Schritt in die Selbständigkeit.
Die Freundschaft zu Künstlern wie Heinrich Kilger, Kurt Tuma, Paul Rutz und Ernst Löber half ihm in den Jahren der Vorbereitung zu diesem Schritt. Sie gaben ihm Rat, fördernde Kritik und Selbstsicherheit.
Ab jetzt geht er seinen individuell – einzigartigen künstlerischen Weg, unabhängig von Kunsttendenzen und -strömungen.
In der Plastik ist er Maler, der auf farbige Akzente und materialcollageartige Elemente nicht verzichten will, in der Malerei ist er Bildhauer, der die Plastizität der Form im Bild dominieren lässt. Seiner oft eingesetzten Linie wegen bekommt er von Mitstreitern und Freunden den Spitznamen SINUS.
Im Milleniumsjahr 2000 wird daraus seine vielfrequentierte Internetpräsenz:
www.sinusart-berlin.de und www.sinusart-berlin.com
Böckmanns Malerei und Holzplastik hat nichts Alltägliches. Sie bezaubert durch subtile Poesie, offene Lebensfreude und stille Ästhetik. Sie ist schwärmerische Flüchtigkeit, Eleganz der Linie und vor allem Farbe. Er liebt das Spiel auf der Klaviatur der Farben und Lichter. Die glückliche Synthese von Acrylfarben und eingesetzten Pigmenten erlaubt eine leuchtende Farbigkeit, Sattheit und Tiefe des Kolorits. Aus seiner Liebe zum Licht entstehen endlose Schattierungen, Giftgrün und Kobaltblau werden ohne Widerstreit zum tragenden Element der Bildkomposition und zum faszinierenden Ausdrucksmittel des Spiels von Form und Rhythmus. Manchmal erinnern seine Farben an die Palette eines Franz Marc oder August Macke.
Seine Motive sind vielfach das Feminine selbst. Fremdfarbige Akte, Elemente des weiblichen Aktes sind in eine lichtdurchflutete Landschaft integriert, nein, sie sind die Landschaft selbst!
SINUS, das Pseudonym, oder besser das Logo des Künstlers gibt damit auch ein wenig von seiner Metaphorik preis. Der Ingenieur und Maler lässt die Konkretheit von Landschaft auf ihren unendlich schwingenden Grundlinien, Kehlungen und endmoränenartigen Hügelungen erkennen, aber er löst sie in kurvig fließende Farbfahnen und Formen auf.
Die gesehene Wirklichkeit erfährt durch seine Hand eine verfremdende Abstraktion und wird zur quasi sinnlich femininen Landschaft. An die Stelle des Authentischen tritt mitunter eine das ästhetische Moment überhöhende, zeitlose Verallgemeinerung. In einigen Arbeiten zeigt er eine fast mathematische Strenge der Komposition.
SINUS Bilder lassen surreale, imaginäre, manchmal auch unheimliche Assoziationen entstehen, mal aufwühlend, mal schön und zuweilen etwas melancholisch. Aber auch sehr Zeitkritisches findet sich bei ihm. So hat er sich malerisch intensiv mit dem 11. September und dessen Ursachen und Auswirkungen auseinandergesetzt, auch wenn er nach der Wende eigentlich nichts „Zeitkritisches“ wie er sagt, mehr malen wollte.
Die arkadische Verträumtheit des „Katalanischen Sonntags“ – eines großformatigen Acrylbildes, reißt plötzlich auf und wandelt sich zur aufschreckenden „apokalyptischen“ Vorahnung eines unheilvollen Kampfes zwischen der Kraft der Schöpfung und blinder satanischer Zerstörung.
Auf seinen vielen Reisen beweist SINUS mit seinen Reiseskizzen nicht nur sein Können im schnellen Reiseaquarell, sondern auch seine Meisterschaft in der Pastelltechnik. Er findet die stillen Momente fernab allen Touristenattraktionen und fängt das tief Erlebte mit schnellem Strich ein. Er sagt, dies seien ganz eigene Sternstunden.
Den Bildhauer SINUS zeichnet ein sehr sensibles Verhältnis zum Holz aus. Er sammelt nicht nur sehr alte Werkzeuge für die Holzbearbeitung, er nutzt sie auch, eben für alte Techniken im Werkprozess. Ein Freund der Kettensäge ist er wohl nicht.
Seine Objekte, oft stille Säulen, in denen er liebevoll dem Wuchs, der Struktur aus Maserung und Unregelmäßigkeiten nachspürt, behalten die statuarische Form des Baumes bei. Indem er mitunter das von der Natur Vorgegebene nur betont, vertieft und mit sparsamer farblicher Akzentuierung versieht, gelingt es ihm, das eigene kopfgesteuerte Wollen zu verdrängen und wie in seiner Malerei etwas zu schaffen, das nur das Gefühl im Betrachter wecken soll und nicht den stets residenten Verstand.
Fragt man ihn nach seinen Gedanken zu tagespolitischen Dingen, winkt er nur ärgerlich ab. Nach seinem letzten größeren Auftrag befragt, antwortet er schon freundlicher und erzählt, wie er zwei riesige Wandbilder für Kanzlerin Merkels Europaratspräsidentschaft in Brüssel ausgeführt hat - jedes etwa 17qm - Acrylmischtechnik auf grober Leinwand.
Sieht man ihn neben seiner Frau sitzen, spürt man, dass sie nicht nur unverzichtbare Muse, sondern auch Glücksbringerin ist ...
Dr. Swoboda Jähne,
Kunsthistorikerin